Meldung vom 20.05.2014
Energieeffizienz und Energieeinsparung sind für industrielle Großverbraucher Themen, an denen sie nicht vorbeikommen. Wenn nicht aus Umwelt-, dann auf jeden Fall aus Kostengründen. Dennoch zeigt sich die Identifizierung rentabler Energieeffizienzpotentiale in großen Unternehmen als besonders anspruchsvoll, weil es sich durchwegs um komplexe Prozesse und hohe Investitionssummen mit dem Anspruch relativ kurzer Amortisationszeiten handelt. „Energieeffizienz ist auf Privatkundenebene schon lange ein zentraler Leitgedanke der ENAMO“, sagt ENAMO Geschäftsführer Dr. Hans Zeinhofer. „Unser neues Angebot für Industriekunden ist nur die logische Fortsetzung unserer Strategie.“
Durch die Teilnahme an einem Lernenden EnergieEffizienz Netzwerk (kurz: LEEN) soll es den Netzwerkteilnehmern wesentlich einfach gemacht werden, ihre individuellen Potenziale zu identifizieren, zu den relevanten Entscheidern zu kommunizieren und entsprechende Änderungen zu veranlassen. LEEN wurde in Österreich erst einmal (in Vorarlberg) realisiert. Für weitere solche Netzwerke ist die ENAMO der Exklusivpartner für ganz Österreich.
Erstes Netzwerk in Oberösterreich bereits gestartet
Das erste Netzwerk in Oberösterreich ist bereits fixiert. Bei der Auftaktveranstaltung und dem ersten Netzwerk-Treffen Ende April konnten sich die Teilnehmer kennenlernen und den Ablauf des über vier Jahre gehenden Projekts fixieren.
Zu den „Pionieren“, jenen ENAMO Kunden, die am ersten LEEN Netzwerk teilnehmen, zählen:
- LDZ/Land Oberösterreich
- Kirchdorfer Zementwerk Hofmann
- BRP-Powertrain GmbH & Co KG
- Pfeiffer Handelsgruppe
- Hermann Pfanner Getränke
- Vetropack Austria
- Energie Contracting Steyr
- MAN Truck & Bus Österreich AG, Standort Steyr
Für die teilnehmenden Unternehmen bringt LEEN eine Reihe von Vorteilen:
- Betriebe erhalten umfassende Kenntnisse durch Erfahrungsaustausch und externe Referenten.
- Such- und Entscheidungskosten werden vermindert.
- Die Priorität für Energieeffizienz in der Geschäftsleitung wird erhöht.
- Bessere Legitimation der Energieverantwortlichen durch neue Erkenntnisse und die Institution Netzwerk.
- Energie- und Medienverbräuche werden verursachungsgerecht zugeordnet.
- Investitionen werden nach Rentabilität beurteilt. (langfristige Investitionen)
„Erfahrungen aus Deutschland haben gezeigt, dass durch solche Netzwerke die Energieeinsparungen doppelt so hoch waren als im Durchschnitt der Industrie“, betont Zeinhofer. „Der LEEN Ansatz ist eine Fortsetzung unserer Energieeffizienz-Strategie im Privatkundenbereich wie der LED Kampagne oder der Unterstützung für den Gerätetausch. Wir unterstützen nun auch unsere größten Kunden bei der Identifizierung ihrer Energieeffizienzpotentiale. Unser Angebot LEEN gibt ihnen Unterstützung, um sich auf zukünftige rechtliche Gegebenheiten in Sachen Energieeffizienz und CO2 Einsparung vorzubereiten.
Zum System LEEN
Das LEEN-Konzept stammt aus Deutschland. Unter Projektleitung der Fraunhofer Gesellschaft wurde das LEEN Managementsystem ab 2009 mit 30 Pilot-Netzwerken entwickelt. In unserem Nachbarland sind mittlerweile 50 Netzwerke aktiv. 2012 konnten erste Netzwerke in China gegründet werden. 2013 folgte schließlich der Netzwerkaufbau in Japan und Österreich. In Österreich ist die ENAMO Exklusivpartner für LEEN.
Wie funktioniert LEEN?
Das LEEN-Managementsystem regelt den Aufbau und die dauerhafte Arbeit in den Effizienz-Netzwerken, zu welchen ca. 10 Unternehmen gehören. Jedes der Unternehmen sollte jährliche Energiekosten von mindestens 500.000 Euro aufweisen, um sicherzustellen, dass die Arbeit im Netzwerk für das Unternehmen rentabel ist.
Wesentliche Rollen haben der Netzwerkträger (Organisation), der Moderator (Organisation und Leitung der Netzwerktreffen) und der energietechnische Berater (Initialberatung, Monitoring).
Wo gehen wir los? Wo wollen wir hin?
Die Qualität der Initialberatung ist eine zentrale Grundlage für eine erfolgreiche Arbeit im Netzwerk. Sie gliedert sich in mehrere Abschnitte und wird vom energietechnischen Berater durchgeführt.
- Schritt 1: Datenerhebung
- Schritt 2: Betriebsbegehung
- Schritt 3: Erstellung des Initialberatungsberichts und Präsentation vor der Geschäftsführung
- Schritt 4: Zielfindung im Netzwerk
Datenerhebung
Im Datenerhebungsbogen werden allgemeine Unternehmens- und Energiedaten sowie Anlagen- und Maschinendaten abgefragt.
Das sorgfältige Ausfüllen des Datenerhebungsbogens ist Basis für die Betriebsbegehung und deshalb unerlässlich für eine effiziente Beratung. Motivierend kann hier die Aussicht auf Einführung eines Energiemanagementsystems (z. B. nach DIN EN ISO 50001) sein, für das die Daten ebenfalls erhoben werden mu¨ssten.
Betriebsbegehung
Voraussetzung dafür ist ein vollständig ausgefüllter Fragebogen. Mit einer Checkliste wird gesichert, dass alle Experten für die Technikbereiche und die Energieverantwortlichen bei der Begehung zur Verfügung stehen.
Initialberatung
Die bestehenden Einsparpotentiale in den Unternehmen werden von einem LEEN-zertifizierten energietechnischen Berater erhoben. Den umfangreichen Initialberatungsbericht erstellt der energietechnische Berater mit Hilfe der LEEN-Tools:
- Datenerhebungsbogen
- Technische Berechnungstools
- Maßnahmenüberblick
- Musterbericht und Mindestvorgaben für den Initialberatungsbericht
Ein Initialberatungsbericht nach LEEN beinhaltet verschiedene Pflichtangaben, die die Konformität zur DIN EN ISO 50001 sicherstellen.
Zentraler Baustein des Berichts ist der sogenannte Maßnahmenüberblick, der alle identifizierten Maßnahmen mit ihren wesentlichen Eckdaten. Der fertige Bericht wird dem Management des Unternehmens vom energietechnischen Berater vorgestellt und als Zeichen der Verpflichtung gemeinsam unterschrieben.
Zielfindung
Die Initialberatungsphase im Netzwerk schließt mit dem gemeinsamen Beschluss eines Energieeffizienz- und eines CO2-Reduktionsziels ab. Dieses wird zwischen den Teilnehmern, dem Moderator und dem energietechnischen Berater festgelegt. Das gemeinsame Ziel ist freiwillig und hat eine motivierende Funktion, z.B. als Orientierung für Mitarbeiter oder Argument gegenüber der Geschäftsführung.
Netzwerktreffen - Phase 2 | Das Netzwerk
Die Netzwerkphase startet parallel zur Initialberatungsphase, um den Kontakt zwischen den Unternehmen zu etablieren. Die Treffen finden jeweils bei einem der Unternehmen statt. Ein LEEN-zertifizierter Moderator führt durch die Veranstaltung. Nach der Betriebsbesichtigung mit Erläuterung der energetischen Situation finden Fachvorträge und der Austausch zwischen den Unternehmen statt. Beispielsweise referieren Netzwerkteilnehmer über umgesetzte Maßnahmen, von deren Erfahrungen die anderen Teilnehmer dann profitieren. Die Netzwerktreffen sind – neben der Initialberatung – das zentrale Instrument der Lernenden Energieeffizienz-Netzwerke. Sie finden regelmäßig – im Schnitt alle 3 bis 4 Monate – bei einem der teilnehmenden Unternehmen statt.
Wirtschaftslandesrat Dr. Michael Strugl: "Energieeffizienz ist wichtiger Standortfaktor"
Die energieintensive Industrie in Oberösterreich ist mit ca. zehn Prozent der Sachgüterproduktion doppelt so stark wie in Gesamtösterreich vertreten, unser Bundesland hat den höchsten Energieverbrauch pro Kopf im Bundesländervergleich – gleichzeitig aber auch die stärkste Umwelttechnik-Industrie im Bundesländervergleich.
"Die Energie-Verfügbarkeit ist daher ein wesentlicher Standortfaktor für uns als starker Produktionsstandort mit hoher Energieintensität", sagt Wirtschaftslandesrat Dr. Michael Strugl. "Ein Hebel, um diese Verfügbarkeit sicherzustellen, ist die Energieeffizienz. Mit dem ersten LEEN in Oberösterreich bekommen die teilnehmenden Unternehmen eine wertvolle Unterstützungsstruktur, um brachliegende Effizienzpotenziale zu heben und so wettbewerbsfähiger gegenüber der Konkurrenz zu werden."
Kurt Hagenberger, Vetropack Austria: "Vetropack Teilnehmer am 1. Netzwerk
Vetropack Austria – ein Mitglied der Schweizer Vetropack-Gruppe - ist Österreichs führender Hersteller von Verpackungsglas und erzielte 2013 einen Umsatz von € 172,8 Mio und einen Absatz von 1,567 Mia. Glasverpackungen. Neben zwei österreichischen Standorten (Kremsmünster und Pöchlarn) verfügt die Vetropack-Gruppe über Glaswerke in der Schweiz, Tschechien, Slowakei, Kroatien und in der Ukraine.
Energieeffizienzmaßnahmen stehen bei Vetropack sowohl aus Kostenkostengründen als auch aus Gründen der gesellschaftlichen Verantwortung seit jeher im Fokus:
Die im Produktionsprozess entstehende Abwärme wird als Fernwärme den Gemeinden zur Verfügung gestellt. Pro Jahr entspricht dies dem Wärmebedarf von ca. 600 Einfamilienhäusern. Das Druckluftsystem wurde auf neue, flexible Turbo-Kompressoren umgerüstet. Der Altglasanteil in der Produktion von Neuglas wurde kontinuierlich erhöht. Durch den Einsatz des Altglases ergibt sich eine jährliche Einsparung, welche einem Gasverbrauch von 3.300 Reihenhäusern entspricht. Die Umstellung auf LED-Lampen ist in vollem Gange.
Seit geraumer Zeit steht die Herstellung von deutlich gewichtsreduzierten Glasverpackungen im Vordergrund. Die Produktion von solchen Leichtglasbehältern erfolgt mit Hilfe ausgefeilter Produktionstechnologien und bewirkt eine durchschnittliche Einsparung von rund 3.300 Tonnen CO2 pro Jahr.
Das lernende Energieeffizienz-Netzwerk-Konzept hat Vetropack Austria aufgrund der Konzeption und der beteiligten Personen überzeugt. Das Unternehmen will die noch verbliebenen Potenziale abseits des Kernprozesses nützen, die Umsetzungsmöglichkeiten realistisch bewerten und soweit darstellbar auch umsetzen. Die erforderliche Datenerhebung unterstützt die Vorbereitung zur Einführung eines Energiemanagementsystems.