Meldung vom 11.05.2011
Die Energie AG Oberösterreich besitzt bereits Strombezugsrechte an der Kraftwerksgruppe Malta. Auch am Ausbau und der Erweiterung um das Projekt Reißeck II beteiligt sich das Unternehmen und kann damit seinen Anteil an Ausgleichs- und Regelenergie um rund 40 Prozent erhöhen. Die Bauarbeiten zum Erweiterungsprojekt laufen bereits auf vollen Touren und sollen bis Herbst 2014 abgeschlossen sein. Malta / Reißeck wird dann eine der leistungsstärksten Wasserkraftwerksgruppen in Europa sein.
Energie AG-Generaldirektor Leo Windtner: „Für den Wandel unserer Energiesysteme hin zur Energieversorgung der Zukunft mit den erneuerbaren Energien sind Pumpspeicherkraft-werke als die grünen Batterien schlichtweg unverzichtbar!“
Die Welt steht vor einer Verlagerung der Energieversorgung. In der ganzen Welt, speziell aber in Europa gibt es klare Anzeichen dafür, dass es einen Wandel der Erzeugung in Richtung erneuerbare Energien geben wird. Neben der Wasserkraft hat jedoch nicht die Sonnenenergie das größte Potenzial der neuen, regenerativen Energien für Europa, sondern die Nutzung der Windkraft.
Die Nordsee wird schon in absehbarer Zeit das Windkraftzentrum Europas werden. Denn sowohl in Dänemark als auch in Deutschland sollen die Off-Shore-Kapazitäten in den nächsten Jahren massiv ausgebaut werden.
Integration von Windenergie stellt Europa vor neue Herausforderungen
Das Verhältnis der weltweit installierten Windleistung zur tatsächlichen Erzeugung ist derzeit 4:1 – bei durchschnittlich 2200 Volllaststunden aller Windkraftanlagen wird nur in rund einem Viertel aller Stunden des Jahres (8760) tatsächlich Strom erzeugt. Die hohe Schwankung der eingespeisten Energie muss durch die Netze und ein entsprechendes Kraftwerksmanagement ausgeglichen werden. Bei einem starken Ausbau der Windenergiegewinnung steigt daher auch der Bedarf nach neuen Leitungen und Energiespeichern.
Untersucht wurden diese Zusammenhänge durch die europäische Wind-Integrationsstudie EWIS, einer Initiative der Gemeinschaft der europäischen Übertragungsnetzbetreiber und der Europäischen Kommission, die eine bestmögliche Nutzung von Windenergie in Europa zum Ziel hatte. Die Integration der Windenergie wird durch einen massiven Rückgang der Erzeugung aus konventionellen Kraftwerken begleitet. EWIS zeigt auf, dass eine funktionierende Integration erneuerbarer Energiequellen nur dann möglich ist, wenn die Übertragungsnetze ausgebaut und verstärkt werden. Alleine in Deutschland werden von den Unternehmen beim Ausbau der Übertragungsnetze gewaltige Investitionen erforderlich: So kommt die DENA-Netzstudie II zu dem Ergebnis, dass bis 2020 ca. 3.600 km neue Leitungen im deutschen Übertragungsnetz erforderlich sind, um den künftig stark steigenden Bedarf für die Stromtransportkapazitäten bewältigen zu können.
Neue Netze sind Grundvoraussetzung für Nutzung erneuerbarer Energien
Neben den neuen Anforderungen im Bereich des Stromtransportes über intereuropäischen Stromübertragungsnetze kommen aber auch noch gänzlich neue Herausforderungen auf die Energiewirtschaft zu: Das bestehende europäische Stromleitungsnetz war von Beginn an auf allen Ebenen so konzipiert, dass die elektrische Energie von zentralen Kraftwerken zu den Verbrauchern transportiert werden konnte. Mit den neuen, regenerativen und zugleich dezentralen Erzeugungsanlagen kommen völlig neue Anforderungen auf das Stromnetz zu.
Deshalb muss nicht nur das Übertragungsnetz, sondern auch das Verteilnetz so funktionieren, dass in Zukunft die in den vielen Klein- und Kleinstkraftwerken erzeugte Energie in das Netz eingespeist und zu den Verbrauchern abtransportiert werden kann. Damit muss das Stromnetz der Zukunft nicht nur in eine, sondern in beide Richtungen gemanagt werden.
Europaweit decken sich die Einschätzungen der Übertragungsnetzbetreiber, was die Notwendigkeit von neuen Netzen betrifft. In Österreich ist zu erwarten, dass der Stromaustausch zu den großen Windkraftparks in Nordeuropa noch einmal deutlich zunehmen wird. Die überschüssige Windenergie kann in den rot-weiß-roten Pumpspeicherkraftwerken gespeichert werden , bis die Energie im Netz gebraucht wird.
Grüner Akku für erneuerbare Energien: Schlüsselfunktion für Energiezukunft
Wurde früher die Pumparbeit in Schwachlastzeiten überwiegend mit Grundlaststrom aus den heimischen Donaukraftwerken, thermischen Kraftwerken oder aus Atomkraftwerken z.B. in Deutschland geleistet, so werden die Pumpkapazitäten schon heute überwiegend von den Erzeugungsmengen aus Windkraftanlagen genutzt.
Mit dem verstärkten Ausbau der Windkraft wird der Bedarf an den grünen Energiebatterien weiter steigen. Zugleich wird durch den europaweiten Ausbau von Windenergie dieses Modell eine zentrale Bedeutung für die internationale Netzstabilität bekommen. Voraussetzung dafür sind aber starke Übertragungsleitungen, die in den kommenden Jahren errichtet werden müssen.
Wichtige Energie AG-Beteiligung in Bau: Erweiterung der Kraftwerkskette Malta
Die Energie AG engagiert sich intensiv im Bereich der Wasserkraft und hat als Energieunternehmen im energieintensivsten Bundesland Österreichs seit jeher eine besondere Verpflichtung bei der Bereitstellung von Ausgleichsenergie. Deshalb ist das Unternehmen wie die Kelag Partner der Verbund AG bei der Modernisierung und Erweiterung der Kraftwerksgruppe Malta/Reißeck in Kärnten. Mit einer Leistung von 430 Megawatt und einem Investitionsvolumen von rund 400 Millionen Euro wird das unterirdisch errichtete Kavernenkraftwerk nach der geplanten Fertigstellung im Herbst 2014 wertvolle Ausgleichs- und Regelenergie aus erneuerbarer Wasserkraft liefern. Die Energie AG übernimmt wie schon bei Malta am neuen Kraftwerk einen 10 Prozent-Anteil und erhält dafür ein Strombezugsrecht im gleichen Verhältnis an der Gesamterzeugung.
Das Projekt verbindet die beiden derzeit hydraulisch getrennten Kraftwerkssysteme Malta und Reißeck/Kreuzeck durch einen neuen, unterirdisch geführten Triebwasserweg mit einer Länge von mehr als fünf Kilometern: Durch diesen hydraulischen Zusammenschluss können bestehende Anlagen wie etwa die Speicherseen optimal mitgenutzt werden, wodurch der Eingriff in die Natur sehr gering gehalten wird. Damit gelingt eine einzigartige und nachhaltige Effizienzsteigerung der gesamten Kraftwerksgruppe.
Herzstück der Anlage wird die Kavernenkraftstation, die vollständig unterirdisch im Berg errichtet wird und in der zwei moderne Pumpturbinensätze installiert werden. Wesentliches Merkmal dieses Kraftwerks ist dabei die betriebliche Doppelfunktion: Zu verbrauchsschwachen Zeiten kann Strom, der beispielsweise in Windkraftwerken erzeugt wird, für den Pumpbetrieb verwendet werden, wobei Wasser aus den Unterbecken in das Oberbecken hochgehoben wird. Im Turbinenbetrieb können Verbrauchsspitzen rasch und sehr gut regelbar abgedeckt werden.
Dank rasantem Stollenvortrieb liegen die Bauarbeiten voll im Zeitplan
Beim Stollenbau arbeiten die Mineure derzeit auf Hochtouren: Der Schacht am Schoberboden ist eine Länge von 560 Metern erreicht, die Länge des Schrägschachtes beläuft sich auf mittlerweile fast 100 Meter. Der 550 Meter lange Fensterstollen ist bereits fertiggestellt. Das unterirdische Herz des Pumpspeicherkraftwerks – die Maschinenkaverne – wird in etwa 58 Meter lang, 25 Meter breit und 43 Meter hoch sein und soll bis Anfang 2012 fertiggestellt werden. Die obersten drei Stockwerke sind bereits freigelegt.
In wenigen Wochen wird die Tunnelbohrmaschine für den Vortrieb der Triebwasserstollen angeliefert. 80 Spezialisten sind derzeit auf der Großbaustelle im Einsatz. Bis Mitte des Jahres wird die Mannschaft auf der Baustelle aus 250 Mann anwachsen.
Energie AG seit Jahrzehnten Partner in Europas stärkster Kraftwerksgruppe
Mit einer Turbinenleistung von 430 Megawatt wird Reißeck II die Gesamtleistung der Kraftwerksgruppe Malta/Reißeck um mehr als 40 % auf 1.459 Megawatt erhöhen. Malta/Reißeck wird damit eine der stärksten Wasserkraftwerksgruppen Europas, die umweltfreundlichen Strom aus Wasserkraft erzeugt.
Die 1971 bis 1978 errichtete Kraftwerksgruppe Malta hat eine Gesamtleistung von 891 MW. Die aus Oberstufe (Hauptspeicher Kölnbrein), Hauptstufe (Zwischenspeicher Galgenbichl und Gößkar) und Unterstufe (Ausgleichbecken Rottau) bestehende Gruppe wird von der Verbund Hydro Power AG betrieben und leistet bei der Abdeckung von
Lastspitzen, Lastschwankungen bei Stromverbrauch sowie bei der Speicherung von Energie aus regenerativen Energien einen wesentlichen Beitrag zur Versorgungssicherheit.
Mit der Beteiligung am Projekt Reißeck II erhöht sich der Anteil der Energie AG an der Erzeugungskapazität für Ausgleichs- und Regelenergie auf insgesamt 123 MW.
Saubere Baustelle dank der Entsorgungsspezialisten der AVE
Eine besondere Bedeutung kommt bei der im hochalpinen Gelände gelegenen Baustelle einem funktionierenden und nachhaltigen Abfallmanagement zu. Sämtliche anfallenden Abfälle – von den verschiedenen Verpackungsmaterialien über den Haushaltsabfall aus dem Baustellendorf bis hin zur Abwasserentsorgung – werden von den Entsorgungsspezialisten der AVE, einem 100-prozentigen Tochterunternehmen der Energie AG, durchgeführt.
Durch Optimierungen und Anpassungen im ursprünglich vorgesehenen Entsorgungsplan ist es gelungen, die Anzahl der Abfuhren zu minimieren und gleichzeitig die Qualität der Entsorgung beizubehalten. So kommen beispielsweise für die Entsorgung der Mitarbeiterunterkünfte und für die Baustellenabfälle sogenannte Umleerbehälter zum Einsatz, was die Zahl der Abfuhren um rund die Hälfte reduziert.
Die eigenen Entsorgungsbereiche können auf Grund des Standortes in Mühldorf unmittelbar bei der Baustellenzufahrt auf kürzestem Wege nach den AVE-Standards erledigt und umgesetzt werden.
„Die Mitarbeiter der AVE stellen ihre Leistungen Tag für Tag in den tausenden Gemeinden und Betrieben unter Beweis – hier auf der Kraftwerksbaustelle im hochalpinen Gelände wird einem aber erst bewusst, unter welchen Extrembedingungen die Entsorgungsspezialisten fernab jedweder Infrastruktur ein Abfall- und Reststoffmanagement aufgebaut wurde, das perfekt funktioniert“, stellt Windtner fest.
Projekt Ebensee: Berg-Beschaffenheit für Kraftwerksprojekt auf dem Prüfstand
Im Industrieland Oberösterreich sind derzeit vier Pumpspeicher-Projekte in Vorbereitung (das Verbund-Projekt Riedl liegt im unmittelbaren Grenzbereich Oberösterreich-Bayern), die geplante Spitzenleistung beläuft sich auf mehr als 1000 MW. Das von der Energie AG im Raum Ebensee verfolgte Vorhaben hat mit 150 Megawatt Leistung eine mittlere Projektgröße, würde aber die Leistung der eigenen Speicherkraftwerke auf insgesamt mehr als 300 MW nahezu verdoppeln.
Eckdaten zum geplanten Projekt der Energie AG:
- Ausbauleistung: 150 MW
- Investition: ca. EUR 130 Mio. (Stand April 2010)
- Speichersee Rumitzgraben
- Volumen: ca. 1,2 Mio. m3
- Fläche: ca. 6,5 ha
- Traunsee
- Volumen: 2.302 Mio. m3
- Fläche: 2500 ha
Im Bereich des geplanten Pumpspeicherkraftwerkes in Ebensee wurden in den vergangenen Monaten in Absprache und im Einvernehmen mit den Grundbesitzern intensive geologische und seismische Voruntersuchungen durchgeführt. Erste Auswertung der dabei gewonnenen Erkenntnisse für das Projekt brachten Ergebnisse zutage, die die Kraftwerksexperten für die weitere Planungsarbeit optimistisch stimmen.
Aufbauend auf diesen Ergebnissen wird nun das Baukonzept des Triebwasserweges, der vom Speichersee quer durch den Berg zur Krafthauskaverne und weiter zum Ein- und Auslaufbauwerk gebohrt wird, angepasst. Darüber hinaus können weiterführende hydraulische Optimierungen sowie spezifische Anpassungen und Festlegungen für alle Kraftwerkskomponenten getroffen werden.
An der Erstellung des Konzeptes wird bereits gearbeitet. Im Herbst 2011 sollen die Vorarbeiten so weit abgeschlossen sein, dass konkret über das Projekt entschieden werden bzw. mit der Ausarbeitung der Einreichunterlagen für das UVP-Verfahren begonnen werden kann.