Meldung vom 08.09.2016
Die Energie AG und Wasserkarte.info GmbH haben eine weitreichende Kooperation vereinbart: Beide Unternehmen wollen das Online-Portal www.wasserkarte.info zur zentralen, jederzeit aktuellen und mobilen Informationsdrehscheibe rund um Hydranten und deren Wartung machen. Ab Herbst steht über diese neue Plattform auch die weltweit erste Hydranten-App auf Tablet und Smartphone zur Verfügung, die wesentliche Vorteile für Gemeinden, Feuerwehren und Dienstleister bringt.
Generaldirektor Leo Windtner: „Wir wollen durch die Kooperation mit wasserkarte.info den bisherigen Informationsbruch überwinden und unterstützen den Aufbau einer zentralen Datendrehscheibe.“
Gabriel Freinbichler, Geschäftsführer Wasserkarte.info GmbH: „Wir beschreiten mit ,Augmented Reality`, einer virtuellen Navigation am Smartphone-Display, absolutes Neuland und lotsen Feuerwehr und Dienstleister direkt zum nächsten Hydranten.“
Seit fast 125 Jahren ist es zentrale Aufgabe der Energie AG Oberösterreich und ihrer Vorgängerunternehmen, eine sichere und leistungsfähige Infrastruktur für die Versorgungsgebiete in Oberösterreich, Salzburg und der Steiermark bereitzustellen. Innovationen spielen dabei eine zentrale Rolle. Die aktuelle Kooperation zielt auf eine nachhaltige Innovation im Bereich der Wasserversorgung ab: Die Wasser-Gruppe der Energie AG kooperiert künftig mit dem oberösterreichischen Start-up-Unternehmen „Wasserkarte.info GmbH“, um das aufwändige Management rund um die Wasserleitungsnetze zu erleichtern und die Daten für alle Beteiligten nutzbar zu machen.
Start-up’s als Innovatoren in allen Geschäftsbereichen
„In den Gemeinden spielt die Versorgung mit Trinkwasser eine zentrale Rolle“, sagt Energie AG-Generaldirektor Leo Windtner. Er kennt aus seinen Jahren als Bürgermeister der Marktgemeinde St. Florian bei Linz die Anforderungen an die Verwaltung aus erster Hand: Zur sicheren Versorgung der Bürger ist im Hintergrund ein großer Aufwand und das reibungslose Zusammenspiel vieler Hände erforderlich, um einen störungsfreien Rund-um-die-Uhr-Betrieb zu sichern. Eine besonders wichtige Rolle spielt eine sichere Feuerlöschversorgung im Brandfall – gewährleistet durch funktionierende Hydranten. Hoch spezialisierte Dienstleister, wie die WDL WasserdienstleistungsGmbH, eine Tochtergesellschaft der Energie AG Oberösterreich, nehmen dabei eine Schlüsselrolle ein. Sie übernehmen immer mehr Wartungsarbeiten und greifen so den Gemeinden bei Betrieb von Netzen und Anlagen unter die Arme.
„Unsere Kooperation mit
wasserkarte.info setzt dort an, wo bisher der Knackpunkt in der Zusammenarbeit der unterschiedlichen Nutzer des Wasserleitungsnetzes war“, erklärt Windtner. Mit der Kooperation werden die Beteiligten virtuell an einen Tisch gebracht und können auf einen aktuellen Datenbestand zugreifen. Windtner: „Wir sehen wasserkarte.info als Informationsdrehscheibe für Gemeinde, Feuerwehr und Wasserversorger. Als Unternehmen wollen wir einerseits die Innovation in die mobile Datennutzung weiter vorantreiben und uns andererseits als Wasser- und Hydrantendienstleister an der Weiterentwicklung beteiligen.“
Von der Aschacher Feuerwehr zur internationalen Online-Plattform
Entstanden ist wasserkarte.info 2012 auf Initiative von Gabriel Freinbichler aus Aschach. Ursprung war die Notwendigkeit, eine Hydranten- und Löschwasserverwaltung für die Aschacher Feuerwehr zu entwickeln. Der 24-jährige Wirtschaftsinformatik-Student entwarf dazu eine Datenbank-gestützte Internetseite, in der alle Wasserentnahmestellen der Gemeinde gespeichert waren. Später wurden Informationsfelder hinzugefügt und Verknüpfungen mit Kartendiensten hergestellt, die für eine entsprechende Visualisierung der Informationen sorgen. In weiterer Folge wurden Funktionen zur Unterstützung bei der Löschwasserförderung integriert, die z.B. automatisch den nächsten, optimalen Pumpenstandort vorschlagen.
Die Erstellung und Wartung dieser für Einsatz und Einsatzplanung relevanten Karten war im Normalfall für jede Feuerwehr mit viel Aufwand verbunden, den die Feuerwehrmänner in ihrer Freizeit leisten mussten. Neue Wasserentnahmestellen oder Ergebnisse von Überprüfungen wurden aufwändig händisch eingezeichnet. wasserkarte.info ermöglicht die Erfassung und Wartung aller relevanten Daten schnell und unkompliziert mit wenigen Mausklicks. Das Kartenmaterial wird mit einsatzrelevanten Datenangaben automatisch generiert und steht unmittelbar nach Dateneingabe zum Abruf oder zum Download bereit.
online-Verwaltung für mehr alsl 200.000 Hydranten
Insgesamt sind in Österreich, Deutschland und Italien bereits mehr als 200.000 Hydranten in der Plattform erfasst, die laufend aktualisiert und bearbeitet werden. Vom Service der Web-Applikation sind bereits hunderte Feuerwehren im deutschsprachigen Raum überzeugt: „Wir können mit
wasserkarte.info sicherstellen, dass Feuerwehren online und offline immer über den aktuellsten Stand in ihrer Gemeinde verfügen“, sagt Freinbichler.
Freinbichler hat das Portal so weiterentwickelt, dass dafür mittlerweile auch neueste Technologien wie „Augmented Reality“ in die mobile App am Smartphone integriert werden konnte: „Mit ,Augmented Reality` werden in das Kamera-Bild des Smartphones sozusagen Navigations-Informationen eingeblendet, die in Echtzeit anzeigen, in welcher Richtung und Entfernung der nächste Hydrant zu finden ist“, erklärt Freinbichler. Diese weltweit einzigartige Funktion steht ab Herbst allen Nutzern von wasserkarte.info in der Smartphone-App zur Verfügung. Damit kann das Auffinden von Wasserentnahmestellen – vor allem Unterflurhydranten sind beispielsweise bei Schneelagen im Winter oftmals schwer zu lokalisieren – für die Feuerwehrmänner, aber vor allem für Dienstleister wesentlich erleichtert werden. Vor allem letztere profitieren von dem neuen System, weil sie im Normalfall nicht über die speziellen Ortskenntnisse verfügen.
Bei der Gründung wurde Freinbichler von „tech2b“, dem Förderprogramm des Landes Oberösterreich unterstützt. Auch durch „Akostart OÖ“ wurde ein wichtiger Beitrag für die Entwicklung des Projekts geleistet. Mit der Bereitstellung eines Büro-Arbeitsplatzes und verschieden Beratungs- und Trainingsleistungen konnte das Projekt bis zum heutigen Stand weiterentwickelt werden. Für die Realisierung der aufwändig zu entwickelnden ,Augmented Reality`-Funktionen konnte die Austria Wirtschaftsservice GmbH, die Förderbank des Bundes, gewonnen werden.
Durch die Kooperation mit der Energie AG-Tochter WDL wurde bereits die Dokumentation der Hydrantenwartung in die App eingebunden, demnächst steht der Sprung in die Mehrsprachigkeit des Portals an: durch die großflächige Servicierung von Gemeinden in Böhmen wird es auch eine Oberfläche in tschechischer Sprache geben. „Damit können auch die Feuerwehrmänner in rund 1.000 Gemeinden in Tschechien die Vorteile des Systems nutzen“, zeigt sich Freinblichler über die weitere Internationalisierung erfreut. Und: „Durch die Entwicklungspartnerschaft mit der Energie AG ist es uns möglich eine maßgeschneiderte Software zu entwickeln und von den Erfahrungen eines großen Partners zu profitieren.“
Neue Medien machen die Gemeinden effizienter und sicherer
Besonderes Augenmerkt liegt in den Gemeinden stets auf den ihr durch die Verfassung übertragenen hoheitlichen Aufgaben. Dazu zählt auch die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser. Entsprechend sind von den Gemeinden Maßnahmen zu setzen, diese Versorgung sicherzustellen und sich um Aufbau, Betrieb, Wartung und Erweiterung der Wasserversorgungsnetze zu kümmern.
Insgesamt gibt es in Oberösterreich rund 77.000 Kilometer Wasserleitungen und rund 200.000 Hydranten. Für die Gemeinden, die im Normalfall der Eigentümer dieser Infrastruktur ist, ist damit eine große Verantwortung verbunden. Hydranten werden oft von Gemeindemitarbeitern zur Entnahme von Wasser genutzt (Straßenreinigung, Grünflächenbewässerung etc.), sie werden im Auftrag der Gemeinden teilweise auch von Dritten gewartet und müssen im Brandfall für die Feuerwehren und damit zum Schutz der Bevölkerung bereit stehen. „Das heißt, dass wir sehr viele Akteure haben, die auf diese lebenswichtige Infrastruktur und die dazugehörenden Daten zugreifen“, sagt Gemeindebundpräsident Johann Hingsamer.
Für die Gemeinden, stellt ein zentraler, rechtebezogener Zugriff auf die Daten des Wasserleitungsnetzes deshalb eine enorme Erleichterung dar. Da die verbundenen Daten gezielt mit anderen Akteuren wie Feuerwehr, Planungsbüros oder Dienstleistern wie z.B. der WDL geteilt werden können, sieht Hingsamer darin einen enorme Vereinfachung in der Verwaltung: „Jeder kann sich auf die Richtigkeit der Daten verlassen und die aktuellsten Daten stehen umgehend allen Beteiligten zur Verfügung.“
Die App schließt zudem Fehler bei der Übertragung von Daten aus (von der schriftlichen Dokumentation in die IT-Systeme) und trägt so zur Qualitätsverbesserung im Betrieb der Wasser-Infrastruktur bei. Hydranten- und Leitungswartungen, Dokumentationsaufgaben und Prüffälligkeiten lassen sich im Zusammenspiel mit Dienstleistern zudem weiter optimieren. „Dadurch wird die Verwaltung effizienter und letztlich lassen sich hier Zeit und Kosten sparen“, stellt Hingsamer fest.
wasserkarte.info ist Arbeitserleichterung für Feuerwehren
Auch aus Feuerwehrsicht ist wasserkarte.info ein spannendes Projekt. Es ist in der Lage, die in Österreich überwiegend Freiwilligen Feuerwehren bei ihrer Arbeit wesentlich zu unterstützen. „Mit
wasserkarte.info steht den Feuerwehren ein Werkzeug zur Verfügung, das gerade in der Einsatzvorbereitung eine deutliche Erleichterung mit sich bringt“, sagt der oberösterreichische Landesfeuerwehrkommandant Wolfgang Kronsteiner. Stolz macht ihn vor allem, dass eine aus Eigeninitiative einer Feuerwehr geborene Idee sich so weit weiterentwickelt hat, dass daraus eine zentrale Datendrehscheibe geworden ist, von der nicht nur die Feuerwehr, sondern alle Teilnehmer profitieren. Kronsteiner: „Das ist eine der Stärke der Freiwilligen Feuerwehren: Aufgrund der vielfältigen Ausbildungen und Fähigkeiten ihrer Mitglieder bringen sie innovative, neue Ideen und Angebote hervor, die nicht nur den Feuerwehren selbst zu Gute kommen.“
Ein Hauptkriterium für die Akzeptanz in den Feuerwehren ist aus Kronsteiners Sicht die uneingeschränkte Nutz- und Verfügbarkeit der Daten für die Einsatzvorbereitung der Feuerwehren: „Wichtig ist, dass wir die Daten immer zur Hand haben!“ Das sei für die Feuerwehr durch den kostenlosen Zugang zum Online-Portal sichergestellt. Sollte eine online-Verbindung nicht möglich sein, sei für die Feuerwehren aber eine offline-Verfügbarkeit unumgänglich und ein KO-Kriterium: „Bei aller Digitalisierung und Automatisierung – die Feuerwehr muss immer Zugang zu den Daten haben. Karten, Checklisten und Handbücher werden deshalb bei uns nie aussterben“, sagt Kronsteiner.
Dementsprechend sei die Druckfunktion für den Datenbestand eine wesentliche Grundlage für den Erfolg in den Feuerwehren – denn auf Knopfdruck geht das Online-Portals wasserkarte.info offline und wird per Download in ausgedruckter Form für jeden Feuerwehrmann zu jeder Tageszeit unabhängig von bestehenden Datenverbindungen nutzbar.
Mit den Erweiterungen der App betreffend Löschwasserförderung und der idealen Platzierung der Pumpen mit einer integrierten hydraulischen Berechnung (Druckverluste in den Schläuchen und durch Höhenunterschiede) kann
wasserkarte.info mittlerweile auch als Helfer in der Feuerwehrausbildung eingesetzt werden. Dem Praxistest bei der Löschwasserförderung gehen die Berechnungen am Computerbildschirm im Trockenen voraus.
Gemeinsam am Weg zur „Wasserwirtschaft 4.0“
Die österreichische WDL WasserdienstleistungsGmbH und die tschechischen Tochterunternehmen des Energie AG-Konzerns betreuen ein Wasserleitungsnetz mit einer Länge von rund 8.500 Kilometer und über 25.000 Hydranten. Dies bedeutet, dass jedes Jahr für eigene Anlagen ebensoviele Überprüfungen und bei einem zweijährigen Überprüfungsintervall zumindest 12.500 Hydranten-Wartungen anstehen. Dazu kommen noch rund 1.000 zusätzliche Wartungen fremder Anlagen. „Die Probleme, die wir dabei feststellen, sind immer wieder die mangelhafte Dokumentation, fehlende Beschilderung, Korrosionsschäden, schwergängige Schieber oder gar Undichtheiten der Hydranten“, erklärt Christian Hasenleithner, Geschäftsführer der Wasser-Gruppe der Energie AG. Die Kontrolle und Wartung erfolgt durch Feuerwehren, Gemeindemitarbeiter oder immer häufiger durch Dritte wie die WDL, die dieses Service in ganz Österreich anbietet.
„Gerade durch die innovative ,Augmented Reality`-Navigationshilfe erwarte ich für unsere Mitarbeiter deutlich mehr Effizienz beim Auffinden der Hydrantenstandorte“, sagt Hasenleithner. Aber auch bei der Dokumentation der Wartung und der dabei ermittelten Messergebnisse wie Wasserdruck und Fördermenge erleichtert wasserkarte.info die Arbeit und verbessert das Service.
wasserkarte.info bietet Feuerwehren auf Knopfdruck einen tagesaktuellen und umfassenden Statusbericht über das Leistungsvermögen der Löschwasserversorgung. Für die Gemeinden bedeutet dies ein mehr an Rechtssicherheit, da sie mittels einer Erinnerungsfunktion auf anstehende Wartungen hingewiesen werden.
„Durch die Kooperation mit wasserkarte.info werden wir unsere Arbeiten noch rascher abwickeln und die entsprechenden Prüfdaten über standardisierte Protokolle dem Auftraggeber online zur Verfügung stellen können“, sagt Hasenleithner. Hauptvorteile sind eine erhebliche Zeitersparnis, die Vermeidung von Eingabefehlern und die zentrale Datenablage für den Auftraggeber. „Ein Hydrant, der wegen eines Schadens außer Betrieb genommen werden muss, scheint sofort für alle anderen Beteiligten als defekt oder nicht in Betrieb auf“, erklärt Hasenleithner. Die Feuerwehr kann zudem über Email, SMS oder push-Nachricht zeitnah über den Ausfall informiert werden, alternative Wasserentnahmestellen biete das System von sich aus an.
wasserkarte.info ermöglicht einen völlig neuen technologischen Zugang in der Wasserversorgung, der nicht nur mobil ist, sondern auch die Betriebsprozesse optimiert. „Nach den ersten Erfahrungen sehen wir uns hier am Weg zur Wasserwirtschaft 4.0. Wir diskutieren bereits weitere Anwendungsmöglichkeiten, die wir gemeinsam entwickeln wollen. Zuerst werden aber auch die Kunden der WDL von diesen Vorteilen profitieren. Jene Gemeinden, in denen wir den Betrieb führen, erhalten den Zugang ohne zusätzliche Kosten zur Verfügung gestellt“, sagt Hasenleithner.