Das diesjährige Traumstipendium, vergeben von der Energie AG und den OK Friends, geht an Judy Mardnli mit seinem Projektvorschlag WALKING BACKWARDS, Eine freiwillige Reise folgt einer unfreiwilligen Reise, und damit an eine künstlerischen Auseinandersetzung mit seiner Flucht aus Syrien 2014.

Das Traumstipendium in der Höhe von 6000,- Euro ergeht seit 2011 an den besten Vorschlag für die Realisierung eines künstlerischen Projektes, das die Reise, und damit den Weg selbst, zum Thema macht.
Das Reisen wird seit der kontinuierlichen globalen Ausweitung meist mit Geschäfts- und Urlaubsreisen verbunden. Ebenfalls vom Heimat oder Arbeitsort aus müssen aber auch Menschen aufgrund einer Existenzbedrohung fliehen. Und sich auf eine Reise mit einem ungewissen Ausgang begeben, voller Hoffnung wieder zurückkehren zu können. Das Thema betrifft die ganze Welt, befinden wir uns doch in einer Zeit der Völkerwanderung, ausgelöst durch globale Krisen und Kriege.

Begründung der Jury:
Die Jury überzeugte der dichteste Projektvorschlag von Judy Mardnli, der aus Syrien fliehen musste, sich in Linz eine neue Existenz aufgebaut hat und Jahre nach der Fluchtbewegung um 2015 sich als fertig ausgebildeter Künstler auf dem Weg zurück erneut aussetzt und sich entlang damaligen Fluchtroute von Station zu Station bis in die Türkei begibt.
Die Jury überzeugte die Präsentation, der politische aber auch authentische persönliche Ansatz, die Flucht rückwärts künstlerisch zu verarbeiten. Es ist auch ein Weg zu sich selber, zu den eigenen Wurzeln, mit offenem Ausgang. Er setzt sich der Erinnerung, aber auch realen Gegebenheiten aus. Mit den künstlerischen Mitteln der Grafik, Malerei und Sprache wird er einen Blick gewähren und ein anderes Verständnis für die unfreiwillige Reise, die er nun freiwillig antritt, schaffen. Die Ergebnisse werden im PowerTower der Energie AG gezeigt.

Ablauf der Reise Judy Mardnli WALKING BACKWARDS
Die Reise führt von der Wohnung nach Wartberg, wo Flüchtlinge untergebracht waren, weiter nach Freistadt zum Berufsschulgebäude, wo er auf engstem Raum einige Wochen verbracht hat. Von dort geht es nach Traiskirchen ins dortige Flüchtlingsheim, und weiter zum Wiener Hauptbahnhof, wo er von der Polizei aufgegriffen wurde. Mit dem Flugzeug geht es zurück nach Evros, wo er durch einen Wald über die türkische Grenze nach Griechenland gelangt ist. Schließlich zurück mit dem Flugzeug über Istanbul nach Mardin. Die erste Station der Flucht und die letzte der freiwilligen Reise. Nachdem bei einer Rückkehr nach Syrien Gefängnis und Misshandlung drohen, wird sich hier die Familie Mardnli treffen.

Jury:
Reinhard Gattinger (Kunstbeauftragter, Energie AG Oberösterreich & OK Friends Vorstand), Alexander Jöchl (Direktor Samurai Museum Berlin, Gewinner des Traumstipendiums), Peter Hauenschild (Grafiker und Medienkünstler), Genoveva Rueckert (Kuratorin, Landes-Kultur GmbH, OK), Christa Sommerer (Medienkünstlerin, Professorin Kunstuniversität Linz), Gitti Vasicek (Künstlerin, Vizerektorin Kunstuniversität Linz)

Judy Mardnli
*1988 in Al – Hasaka, Syrien
Studium Anglistik und Amerikanistik in Cordoba, Privatuniversität, Syrien
Seit 2014 in Österreich, lebt und arbeitet in Linz.
Er studiert Malerei und Graphik an der Kunstuniversität Linz. In seinen Arbeiten verwendet er hautpsächlich Öl, Toner, Acryl und Tusche.
judyartart.wordpress.com

Traumstipendium seit 2011
Das Traumstipendium der OK friends und der Energie AG Oberösterreich wird 2021 zum neunten Mal vergeben.

• Nach der ersten Reise 2011 zu den Städten in Amerika mit dem Namen "Berlin" von Katharina Loidl,
• einer viermonatigen Fahrt mit einem Traktor aus der Ukraine nach Oberösterreich von Elisabeth Falkinger,
• einer Reise zu den Wurzeln der Menschheit in Afrika von Sam Bunn,
• der Auslotung der ehemaligen und aktuellen Grenzen Europas von Felix-Benedikt Sturm,
• einer „Traumreise“ auf einem Kreuzfahrtschiff zum neu eröffneten Louvre Museum Abu Dhabi von jöchlTRAGSEILER,
• der Reise entlang der Flugroute eines Weißstorchs von Deutschland ins südliche Winterquartier von Moritz Matschke,
• der Reise von Anna Pech entlang der Textilhandelströme ,
• einer Reise durch den Westen der USA entlang der Kulturgeschichte des „Stacheldrahtzauns“ von Alexander Glandien,
• „erfährt“ Jens Höffken eine künstlerische Bestandsaufnahme der Achterbahnen auf dem europäischen Kontinent 2021.