Energielandesrat Rudi Anschober: „Ziel des Energieressorts ist es, 10 Prozent Strom aus Photovoltaik bis 2020 als Meilenstein zum Oberösterreich-Ziel von 100 Prozent Ökostrom zu erreichen.“
„Wir haben damals mit den ersten Photovoltaik-Anlagen am Loser und an der Westautobahn Pioniergeist bewiesen“, stellt Energie AG-Generaldirektor Leo Windtner zurückblickend fest. Aus dem reichen Schatz an Erfahrungen habe man bei der Entwicklung der neuen Projekte profitiert und wesentliche Faktoren auch in der Wirtschaftlichkeitsrechnung berücksichtigen können. Diese sind vor allem auch in die Planung und Konzipierung von Österreichs größtem Photovoltaik-Forschungskraftwerk, dem „SolarCampus der Energie AG“ in Eberstalzell miteingeflossen. Das Kraftwerk ist seit mittlerweile fünf Jahren in Betrieb.
Als ein wesentlicher Wirkungsgrad-Beeinflusser stellten sich wie erwartet die Wechselrichter heraus. Die ursprünglich montierten Modelle sind mittlerweile durch neuere Modelle ersetzt worden, was sich in einer messbaren Steigerung bei der Stromproduktion bemerkbar machte. „Die Wechselrichter sind ein zentraler Faktor bei für die Leistungsfähigkeit der Anlagen“, stellt Windtner fest. Die Photovoltaik-Module erwiesen sich den Erwartungen entsprechend als überaus leistungsstabil und widerstandsfähig: Der Leistungsverlust ist für die Gesamtstromerzeugung nicht messbar und somit zu vernachlässigen, was für die hohe Fertigungsqualität der Standardpaneele spricht.
Stromerzeugung aus der Sonne über Jahre hinweg konstant
Die Spreu vom Weizen trennt sich allerdings beim Einsatz von hochtechnologisch anspruchsvollen Dünnschichtmodulen. Hier kommt die Erfahrung des Herstellers im Produktionsprozess und die Fertigungsqualität im Speziellen zum Tragen: Einerseits stehen diese Spezialmodule den herkömmlichen in Leistungsfähigkeit und Beständigkeit um nichts nach, andererseits schlagen sich Qualitätsprobleme rasch in Erzeugungsminderungen nieder.
In den vergangenen fünf Jahren stellte sich heraus, dass die 1000 kWp-Anlage durchaus in der Lage ist, mehr als 1.200 MWh Strom zu erzeugen. Diese Menge reicht aus, um rund 330 Haushalte ein Jahr lang mit Strom zu versorgen. Fakt ist aber auch, dass im Jahresschnitt, trotz „besserer“ und „schlechterer“ Sonnenmonate, die Jahreserzeugung annähernd konstant bleibt, Schwankungen sich also über das Jahr gesehen ausgleichen. Seit der Inbetriebnahme im April 2010 wurde in Eberstalzell der Jahresstrombedarf von rund 1.600 Haushalten erzeugt (5,5 Millionen Kilowattstunden).
Nachgeführte Module rechnen sich nicht
Am SolarCampus wurden in der Projektierungsphase bewusst neben den stabil aufgestellten und fix ausgerichteten Solarpaneelen auch Paneelflächen auf mobilen Ständerungen angebracht. Diese sogenannten „tracker“ richten sich automatisch nach dem Stand der Sonne aus und positionieren die Paneele immer im idealen Winkel, um die Sonneneinstrahlung bestmöglich einzufangen. „Der Mehrertrag durch nachgeführte Paneele ist derzeit wirtschaftlich nicht darstellbar“, zieht Windtner eine ernüchternde Bilanz. Ursache ist vor allem, dass die Wartungs- und Instandhaltungskosten für Elektronik und Motore in keinster Weise vom Mehrertrag der Stromerzeugung gedeckt werden können.
Zudem rückte am Standort Eberstalzell unmittelbar neben der Westautobahn auch das Thema Verschmutzung der Paneele und die daraus folgende Erzeugungsminderung in den Mittelpunkt: Erkenntnis ist, dass aufgrund der Paneeltechnologie und der Oberflächenbeschaffenheit der Versiegelungen Schmutzablagerungen keinen merkbaren Einfluss auf die Leistungsfähigkeit der Paneele haben. Gesonderte Spezialreinigungen, Nanoversiegelungen oder ähnliches sind für den Standardbetrieb nicht erforderlich – Regen und Schnee reichen für die Reinigung der Paneele vollkommen aus.
Thermo-Untersuchungen wichtig für langfristige Betriebssicherheit
Ebenfalls auf den Prüfstand kam im Forschungskraftwerk die thermografische Kontrolle der Solarpaneele. Diese Untersuchungen zur Statuserhebung des Anlagenzustandes erfolgen mittels Thermographie-Methode, bei der kaum sichtbare Beschädigungen der Paneele, die bei der Herstellung, beim Transport, bei der Montage oder durch Umwelteinflüsse während des Betriebs entstehen können, rasch sichtbar gemacht werden können.
„Aus unseren Erfahrungen kann man guten Gewissens sagen, dass Photovoltaik-Anlagen mittlerweile äußerst robust, langlebig und zuverlässig funktionieren“, sagt Windtner. Mit exakter Planung und Erfahrung in der Betriebsführung können die Betriebskosten minimiert werden, der wirtschaftliche Erfolg wird aber in erster Linie durch die Investitionskosten bestimmt. Aufgrund dieser langjährigen Erfahrung ist es der Energie AG möglich, Photovoltaik-Anlagen unterschiedlichster Größen mit erstklassigen Komponenten zu sehr konkurrenzfähigen Preisen zu errichten.
Dezentrale Erzeugung als Herausforderung für das Stromnetz
Nach der Errichtung des SolarCampus wurde die Region zudem als Modell- und Pionierregion der Zukunft auserkoren, die vor allem die Auswirkungen des Zusammenspiels vieler dezentraler Energieeinspeiser mit der herkömmlichen, gewachsenen Stromversorgung aus zentralen Kraftwerken verdeutlichen soll. Wichtigste Aufgabe dabei ist es, die Spannungsqualität zu erhalten und unzulässigen Spannungsschwankungen entgegenzuwirken. Im Zusammenwirken mit den intelligenten Stromzählern kann das System in sich kommunizieren und über intelligente Steuerungen für den optimalen Netzzustand mit der gewohnt hohen Versorgungssicherheit sorgen.
So konnte beispielsweise auch während der partiellen Sonnenfinsternis Ende März die Spannungsqualität trotz eines deutlichen Absinkens der Einspeisung aus Photovoltaik in das Stromnetz stabil gehalten werden, ohne dass es zu Auswirkungen auf die Versorgung der Kundenanlagen gekommen wäre.
Oberösterreich ist Vorreiter bei der Nutzung der Sonnenenergie
„Oberösterreich setzt auf erneuerbare Energie und Energieeffizienz“, betont der oberste Eigentümervertreter der Energie AG, Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer. Die Wasserkraft ist dabei die Säule der erneuerbaren Energieträger. Gleichzeitig gilt es aber auch, die Potenziale der neuen erneuerbaren Energieträger wie Biomasse, Wind und insbesondere Sonnenergie bestmöglich zu nutzen: Zum einen zur Erzeugung von elektrischem Strom und zum anderen zur Warmwasseraufbereitung.
Dass Oberösterreich Vorreiter in Sachen Nutzung der Sonnenenergie ist, zeigt der SolarCampus in Eberstalzell der Energie AG, das größte Solarforschungskraftwerk Österreichs. Vor fünf Jahren wurde diese Anlage in Betrieb genommen und kann den Strombedarf von rund 300 Haushalten decken. „Der zentrale Nutzen des SolarCampus in Eberstalzell ist aber nicht nur die reine Stromerzeugung, sondern auch die Erforschung der verschiedenen Arten von Solarpanelen bzw. –systemen. Das wiederum bringt wichtige Erkenntnisse auch für andere Nutzer, wie private Haushalte“, freut sich Landeshauptmann Pühringer.
Dass das Interesse an der Nutzung der Solarenergie in Oberösterreich groß ist, hat die Aktion „Solarenergie für Oberösterreich“ der Energie AG gezeigt. Dabei hatte jeder Kunde im Gebiet der Netz Oberösterreich GmbH die Möglichkeit, die Errichtung größerer Photovoltaikkraftwerke zu unterstützen. Mittlerweile konnten im gesamten Versorgungsgebiet insgesamt zehn dezentrale Photovoltaikanlagen der unterschiedlichsten Größen und Leistungsklassen errichtet und in Betrieb genommen werden. Rund 1.000 Bürgerinnen und Bürger haben die Errichtung unterstützt.
Die Standorte der Energie AG Bürgerkraftwerke sind:
- Timelkam (Freiflächenanlage auf ehem. Aschenhalde): 399 kWp
- Großarl (Heizkraftwerk): 195 kWp
- Wels (AVE-Areal): 189 kWp
- Kremsmünster (Berufsschule): 50 kWp
- Rohrbach (Landeskrankenhaus): 50 kWp
- Waldneukirchen (Energie AG-Standort): 49,98 kWp
- St. Florian (Musikschule): 47 kWp
- Ternberg (Energie AG-Standort): 47 kWp
- Ostermiething (Gemeindeamt und Veranstaltungszentrum): 34 kWp
- Großraming (Energie AG-Standort): 28 kWp
Mit einem Leistungsvolumen von knapp 1.100 Kilowatt ist die installierte Fläche sogar größer als jene des SolarCampus in Eberstalzell. Die Anlagen wurden auch in Zusammenarbeit mit dem Land Oberösterreich auf bisher ungenutzten Flächenressourcen wie z.B. Dächern installiert. Das Land und die Gemeinden, aber auch Betriebe, haben hier erste Schritte gesetzt und Flächen zur Verfügung gestellt. Hier gibt es sicher noch Potenzial für die Zukunft.
„Oberösterreich ist im Bereich Sonnenenergie mit Sicherheit ein Innovationstreiber in ganz Österreich. Hier verhält es sichähnlich wie im Sport: Die Breite folgt der Spitze. Den SolarCampus in Eberstalzell mit seinen Forschungsaktivitäten, aber auch die unzähligen Unternehmen in Oberösterreich, die sich mit Photovoltaik beschäftigen, sind eine solche Spitze. Die Bürgerkraftwerke und die unzähligen privaten Betreiber von Photovoltaikanlagen sind die Breite, die dieser Spitze folgen“, stellt Landeshauptmann Pühringer fest.
10 Prozent Strom aus Photovoltaik bis 2020
Schritt für Schritt setzt Oberösterreich als eine Modellregion Europas die Energiewende um: Weg von Öl, Kohle und Gas, hin zu Energieerzeugung mit Erneuerbarer Energie. Die Energiewende hat auch 2014 in Oberösterreich wieder einen Riesen-Schritt nach vorne gemacht, wie die – noch vorläufigen – Zahlen zeigen. Demnach gab es allein 2014 einen Zuwachs von fünf Großwindkraftanlagen, 2.500 netzgekoppelten Photovoltaik-Anlagen, 30.000 m² thermischen Sonnenkollektoren und rund 2.500 modernen Biomasseheizungen. Oberösterreich erspart sich damit bereits jährlich 1 Mrd. Euro an Energieimporten und 8 Mio. Tonnen CO2-Emissionen. Und das ist erst der Beginn!
Energie- und Umweltlandesrat Rudi Anschober: „Fläche der Solarwärmeerzeugung mehr als verdoppelt, Vervierzigfachung der Sonnenstromfläche mit beinahe 17.000 Photovoltaikanlagen und einer Leistung von mehr als 150MWp, 399 Sonnenschulen, 422 Sonnenstromspeicher, Stromertrag aus Windkraft beinahe vervierfacht, dreimal mehr Biomasseheizungen und trotz massiven Wirtschaftswachstums etwas weniger Energieverbrauch. Heute können durch die Energiewende in Oberösterreich pro Jahr fast 8 Mio. Tonnen CO2 und Energieimportkosten von einer Milliarde Euro eingespart werden – das ist die Bilanz!“
Energiewende bringt Klimaschutz: Ein Drittel weniger Treibhausgase im Raumwärmebereich
Die Entwicklung der Prozesswärme ist auf einem guten Weg und auch die Entwicklung der erneuerbaren Energien im Bereich der Raumwärme stimmt.
Anschober: „Der Anteil von Ökowärme (erneuerbare Energie plus Fernwärme) an der Raumwärme- und Warmwassergewinnung hat sich permanent erhöht auf zuletzt 59,8%, und ist damit dem angepeilten Ziel einer 100%-Deckung des Raumwärmebedarfs durch Ökowärme bis zum Jahr 2030 einen deutlichen Schritt näher gekommen. Gleichermaßen haben wir gezeigt, dass der Ausstieg aus fossilen Heizsystemen und die thermische Sanierung wichtige Instrumente des Klimaschutzes sind, denn alleine seit Start der Energiewende im Jahr 2003 sind die CO2-Emissionen aus dem Bereich der Haushalte (Gebäude) samt übrigen (Energie-) Kleinverbrauchern um 33,3 % gesunken. Das ist ein eindrucksvoller Beweis für die Wirkung der Energiewende als wichtige Säule des Klimaschutzes.“
Photovoltaik – eine Erfolgsgeschichte (erst) am Beginn
Alleine im Jahr 2014 wurden etwa 2.500 neue netzgekoppelte Kraftwerke zur Erzeugung von Sonnenstrom mit einer Leistung von ca. 30 MWpeak in Betrieb genommen, damit befinden sich etwa 16.700 Anlagen mit einer Leistung von ca. 154 MWpeak am Oö Stromnetz. Für Produktion, Vertrieb, Planung und Installation sind dadurch ca. 600 Vollzeitjobs entstanden.
10 Prozent Sonnenstrom bis 2020
Wir haben es geschafft, ein tolles Umfeld zu schaffen. Die Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher sind engagierte Unterstützer/innen der Energiewende – ohne sie wäre die jetzige Vorreiterrolle Oberösterreichs bei der Energiewende undenkbar. Und wie unsere IMAS-Umfrage aus 2013 zeigte: Die Oberösterreicher/innen wollen die Erneuerbaren Energieträger noch weiter ausbauen.
„Gerade bei der Photovoltaik zeigen unsere Landsleute, dass sie ProsumerInnen sind und an der Energiewende teilhaben wollen. In den letzten drei Jahren haben wir in Oberösterreich gemeinsam Gewaltiges bewegen können, doch ist dies erst der Beginn. Mit diesem Rückendwind können und werden wir aber unsere ambitionierten Ziele erreichen. Aus diesem Grund bin ich auch sicher, dass wir bis zum Jahr 2020 10 Prozent des Oö. Stromverbrauches durch Sonnenstrom abdecken werden – dies ist eines der Kernprojekte meines Ressorts für die kommende Legislaturperiode und wird angesichts leerer Kassen einer großen Anstrengung bedürfen, der ich schon jetzt mit Freude entgegen sehe,“ so Anschober.
Energiewende ist eine Erfolgsgeschichte für Oberösterreich
Die schrittweise Umsetzung der Energiewende ist eine Erfolgsgeschichte für unser Bundesland. Denn:
- OÖ spart durch die Energiewende 1 Mrd. Euro an Energieimporten
- OÖ spart durch die Energiewende CO2-Emissionen in der Größe von 8 Mio.Tonnen Co2/Jahr ein
- OÖ ist in vielen Bereichen der grünen Technologie internationaler Technologieführer
- ein starker Heimmarkt und wachsende Exportmärkte haben tausende neue Arbeitsplätze geschaffen
Offene Türen am Tag der Sonne, Sonntag, 3. Mai 2015
Das Interesse am Sonnenkraftwerk der Energie AG ist seit dem ersten Tag riesengroß: Bei fast 400 Führungen und mehr als 300 anderen Veranstaltungen konnten in Summe mehr als 28.000 Personen über die Nutzung der Sonnenenergie informiert werden.
Aufgrund des nach wie vor ungebrochenen Besucherinteresses wird die Energie AG auch heuer am „Tag der Sonne” am Sonntag, 3. Mai 2015, die Türen des SolarCampus wieder für interessierte Besucher öffnen. Von 11 bis 17 Uhr werden in Österreichs größtem Photovoltaik-Forschungskraftwerk Führungen angeboten, von den Experten Fragen beantwortet und das Thema Elektromobilität ausführlich präsentiert. Für das leibliche Wohl der Besucher wird beim Frühschoppen gesorgt, für Kinder gibt es ein abwechslungsreiches Betreuungsprogramm.